Der richtige Besatz


Immer wieder werde ich von Kunden und Interessenten darauf angesprochen, welcher Besatz denn der richtige für Ihr Becken ist. Viele sind verunsichert, speziell in Internetforen gehen hier die Meinungen in sämtliche Himmelsrichtungen. Oft wird ohne Hintergrundwissen ein Standpunkt verbreitet und als das Non Plus Ultra für die Malawihaltung bezeichnet.
Auch werden manche Arten als hochaggressiv eingestuft, nur weil diese im Becken des Schreiberling gerade mal die Oberhand haben und ihrem natürlichen Verhalten nach gehen. Hingegen werden unterdrückte Arten, die vor lauter Angst in einer Ecke des Aquariums stehen, als die friedlichsten überhaupt bezeichnet und anderen Aquarianern als absolut unbedenklich weiter empfohlen.

Meiner Meinung nach gibt es keine aggressiven und auch keine friedlichen Arten aus dem Malawisee. Ein Verhalten, dass wir gerne als aggressiv bezeichnen, ist in der Tierwelt ganz normal und instinktiv angeboren. Wir finden es von der kleinen Ameise bis zum großen Elefanten, alle leben in ihrem Revier und verteidigen dieses gegen Eindringlinge, nicht selten bis zum Tod. Sogar ein sehr beliebtes Haustier, der Hund, verteidigt seine Wohnung oder Grundstück gegen Eindringlinge, der Postbote wird angebellt usw.

In der freien Natur können sich unterdrückte Tiere, meist sind es Männchen, aus dem Staub machen und sich irgendwo anders um ein eigenes Revier bemühen. Im Aquarium ist dies aber nicht möglich. Aus diesem Grund müssen wir dafür sorgen, dass alle Tiere in einem harmonischen Miteinander zusammen leben können.
Dies funktioniert nach meinen über 25 jährigen Erfahrungen mit Malawis nur über einen leichten Überbesatz im Becken. Es ist dabei nicht entscheidend welche Arten Sie in Ihrem Becken pflegen, auch ist das Geschlechterverhältnis zu vernachlässigen. Einzig die Gesamtstückzahl der Fische im Aquarium entscheidet ob es zu stärkeren Aggressionen kommt oder nicht.
Wenn ein Becken unterbesetzt ist gelingt es immer wieder Männchen einen gewissen Bereich als ihr Revier gegen alle anderen zu verteidigen. Oft nimmt dieses Männchen 3/4 des Beckens in Beschlag, alle anderen Fische kauern dann in den verbleibenden 1/4 vor sich hin und trauen sich nicht mehr durchs Becken zu schwimmen. Dies ist permanenter Stress für die Tiere, Krankheiten oder sogar der Tod kann die Folge sein.
Unerfahrene Aquarianer nehmen dann oft das "Alphatier", welches je so böse und aggressiv ist, aus dem Becken. Es wird sich nur um Stunden handeln, dann hat das nächste Männchen seinen Platz eingenommen und das Spiel geht weiter.
Wenn das Becken aber voll besetzt ist wird es kein Männchen schaffen einen gewissen Bereich für sich zu beanspruchen. Es verliert durch zu viele Nebenbuhler einfach den Überblick, aus einem heftigen Jagen wird ein kurzes hinterher schwimmen, was für kein unterdrücktes Tier mehr schlimm ist. Man merkt es auch daran, dass die verjagten Fische nach wenigen Sekunden wieder zur gleichen Stelle zurück kehren.
Aus diesem Grund halte ich es für sehr wichtig ein Becken voll zu besetzen, auch mit mehreren Männchen je Art. Umso mehr Ruhe haben die Weibchen da die Männchen auch untereinander beschäftigt sind. Wichtig ist nur das alle Männchen je Art zur gleichen Zeit eingesetzt werden. Ein Nachsetzen einzelner Männchen von Arten die bereits im Becken vertreten sind, funktioniert in der Regel nicht.

Oft werde ich auch gefragt ob man Mbunas mit Non Mbunas vermischen kann. Dies ist meiner Meinung nach möglich, hat aber auch Nachteile.
Es kann passieren, dass sich Non Mbunas (umgangssprachlich auch als Fleischfresser oder Räuber bezeichnet), in einem Mbuna Becken nicht wirklich wohl fühlen. Das Schwimmverhalten der Mbunas (auch Pflanzenfresser genannt) ist doch um einiges hektischer, speziell bei Aulonocara oder Protomelas Arten kann es passieren, dass diese zusammen mit Mbunas nicht so schön ausfärben oder in ihrer Farbe etwas zurück gehen, muss aber nicht sein. Je größer das Becken ist um so besser funktioniert das ganze in der Regel.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ernährung. Hier sollte man wissen, dass ein Mbuna mit zu viel fleischlicher Kost auf Dauer Probleme bekommt, ein Fleischfresser mit zu viel pflanzlicher Kost hat hier weniger Schwierigkeiten.

Hier eine grobe Richtlinie wie ein Malawibecken besetzt werden sollte, immer ausgehend vom Bruttoinhalt des Aquariums, Bodenfische brauchen nicht berücksichtigt werden:

Mbunas ca. 10 Liter pro Fisch

Non Mbunas  ca. 15 Liter pro Fisch

Becken bis 300 Liter sollten aufgrund der geringen Größe nur mit Mbunas besetzt werden, ab 350 Liter können kleinere Räuber mit dazu gesetzt werden, größere Arten dann ab 500 Liter aufwärts.